Beinahe deutsche Gründlichkeit und das Gähnen der Paviane.
Der Fish-River-Canyon, im äußersten Südwesten dieses Landes, soll die zweitgrößte Schlucht der Welt sein. So zumindest hatte ich das in einem Bericht vor vielen, vielen Jahren gelesen, als im heutigen Namibia noch der Stellvertreterkrieg zwischen Angola/Kuba auf der einen und dem südafrikanischen Apartheitsregime auf der anderen Seite tobte.
Nachdem das Land unabhängig wurde und sich öffnete, wollte ich mir das selber ansehen und begann mich, neben den berühmten Sehenswürdigkeiten wie Etoscha und den Dünen von Sossusvlei, auch mit dem Fish-River-Canyon zu befassen. Die von mir so einfach angedachte Durchwanderung entpuppte sich in der Organisation dann aber doch wesentlich komplizierter wie erwartet. Ich erfuhr, dass dafür eine Genehmigung notwendig war, ein ärztliches Attest vorgelegt werden musste, die Eintrittsgebühr vorab zu überweisen war und man aus Sicherheitsgründen zumindest zu dritt die viertägige Durchwanderung der ca. 85 begehbaren Kilometer machen musste, die nur von April bis September, im Südwinter, möglich ist.
Zuerst die Genehmigung, die eine Wartezeit von eineinhalb Jahren bedeutete, da die Anzahl der Wanderer pro Tag streng begrenzt war. Aber dann bekamen wir endlich einen Termin und das in englischer Sprache ausgestellte Attest über unsere körperliche Fitness war auch bald besorgt. Zu dritt waren wir auch, die Bezahlung erledigt und so stand dem Abenteuer nichts mehr im Wege.
Von der Hauptstadt Windhoek ging es Richtung Süden bis nach Hobas, einem Camp ca. 12 km vom Start der Wanderung entfernt. Wir belegten einen Zeltplatz am Rande des Camps, merkten aber, dass wir hier die Aufmerksamkeit der vielen Paviane auf uns zogen. Ein Angestellter empfahl uns doch etwas zentraler zu zelten. Dorthin würden sich die Affen nicht trauen. Mit unseren Attesten ging es anschließend zur Registrierungsstelle, die aber geschlossen war. Als ich durch das geöffnete Fenster schaute, sah ich die zwei Diensthabenden in Ruhe über ihren Schreibtischen schlafen. Also Mittagspause! Nach über einer Stunde warten, war endlich wieder Amtsstunde. Nochmals war eine Gebühr zu bezahlen, natürlich mit einer Quittung (das Land war ja einst deutsche Kolonie!). Unsere ärztlichen Atteste verschwanden ungelesen in einer Schublade, eine kurze Ermahnung, wir sollten uns in der Schlucht vor Leoparden hüten und uns gut in der Karte vermerken wo die zwei Notausstiege in der Schlucht wären. Im Notfall müsste einer aussteigen und der zweite beim Verletzten bleiben. Das war’s dann – es konnte losgehen.
Von der Hauptstadt Windhoek ging es Richtung Süden bis nach Hobas, einem Camp ca. 12 km vom Start der Wanderung entfernt. Wir belegten einen Zeltplatz am Rande des Camps, merkten aber, dass wir hier die Aufmerksamkeit der vielen Paviane auf uns zogen. Ein Angestellter empfahl uns doch etwas zentraler zu zelten. Dorthin würden sich die Affen nicht trauen. Mit unseren Attesten ging es anschließend zur Registrierungsstelle, die aber geschlossen war. Als ich durch das geöffnete Fenster schaute, sah ich die zwei Diensthabenden in Ruhe über ihren Schreibtischen schlafen. Also Mittagspause! Nach über einer Stunde warten, war endlich wieder Amtsstunde. Nochmals war eine Gebühr zu bezahlen, natürlich mit einer Quittung (das Land war ja einst deutsche Kolonie!). Unsere ärztlichen Atteste verschwanden ungelesen in einer Schublade, eine kurze Ermahnung, wir sollten uns in der Schlucht vor Leoparden hüten und uns gut in der Karte vermerken wo die zwei Notausstiege in der Schlucht wären. Im Notfall müsste einer aussteigen und der zweite beim Verletzten bleiben. Das war’s dann – es konnte losgehen.
Frühmorgens fuhren wir mit dem Auto an den Ausgangspunkt, wo sich uns ein grandioser Anblick in die Schlucht bot. Einfach unbeschreiblich diese Aussicht. Dort luden wir unsere Rucksäcke aus und ich hatte nun das Vergnügen das Auto wieder zurück ins Camp zu bringen, da parken beim Einstieg verboten war. Nachdem ich das Auto im Schatten einer Akazie geparkt hatte, begann ich auf der Wüstenpiste zurück zu laufen. Endlich nach ca. 3 km fuhr ein Auto vorbei, das auch stehen blieb und mich bis zum Einstieg mitnahm. Zwei ältere britische Touristen, die nur einen kurzen Blick in die Schlucht werfen wollten und nicht glauben konnten, dass dort unten jemand freiwillig zu Fuß durch möchte.
Gegen Mittag begannen wir unsere Abenteuer und wir sollten heute noch 15 km schaffen. Dazu mussten wir jedoch zuerst 500 Höhenmeter in die Schlucht absteigen. Am Grund angekommen, stellten sich der schlängelnde Fluss und seine sandigen Ufer nicht unbedingt als kompakter Untergrund dar und so war es ein relativ zähes Fortkommen. Glatte Felsen im und am Fluss, der wenig Wasser führte, ein paar Büsche, viel Sand und die steilen Canyonwände prägten die Szenerie. Je nach Sonnenstand leuchteten die Canyonwände von Gold bis Rot. Am meisten faszinierte und aber die absolute Stille hier unten.
Am ersten Lagerplatz angekommen, begann zuerst das Absuchen nach eventuell vorhandenen ungeliebten Mitbewohnern wie Skorpionen und Puffottern. Danach wurde das Zelt aufgestellt und per Handpumpe mit Spezialfilter mühevoll 5 Liter Wasser aus dem Fluss in trinkbaren Zustand gebracht. Trotz der großen Müdigkeit entschädigten die Szenerie und die steil aufragenden Seitenwände des Canyon für die Plackerei des Tages. Auch das Essen schmeckte super, das wir mit ein paar verdorrten Ästen über offenem Feuer kochten. Der nahe Fluss erlaubte sogar ein Mindestmaß an körperlicher Hygiene.
Mit dem Sonnenaufgang begann der 2. Tag der Wanderung, die uns in acht Stunden über die nächsten 20 km führen sollte. Bald fanden wir unser Tempo, mussten mehrfach den Fluss überqueren und nach dem geeigneten Weg suchen, obwohl die Richtung ja klar vorgegeben war. Der Fish-River schlängelt sich in Mäandern nach Süden wobei ca. alle drei bis sechs Kilometer eine 180 Grad Wendung zu vollziehen ist. Faszinierend fanden wir die totale Stille hier unten, nur das Knirschen unserer Schuhe im Sand oder Geröll begleitete uns, dazwischen hin und wieder der Laut eines Vogels oder das Pfeifen des Windes. Außer einer kurzen Rast zu Mittag hielten wir unser Tempo recht gut und gegen Abend schlugen wir wieder unser Lager auf – dieselbe Prozedur wie am Vortag. In der Nähe unseres Zeltplatzes schlenderte eine Pavianherde vorbei und suchte sich ihren Schlafplatz im Schutz und der Steilheit der Canyonwand. Da fiel uns wieder die Warnung vor Leoparden ein, die wir aber in den vier Tagen nicht zu Gesicht bekamen.
Am ersten Lagerplatz angekommen, begann zuerst das Absuchen nach eventuell vorhandenen ungeliebten Mitbewohnern wie Skorpionen und Puffottern. Danach wurde das Zelt aufgestellt und per Handpumpe mit Spezialfilter mühevoll 5 Liter Wasser aus dem Fluss in trinkbaren Zustand gebracht. Trotz der großen Müdigkeit entschädigten die Szenerie und die steil aufragenden Seitenwände des Canyon für die Plackerei des Tages. Auch das Essen schmeckte super, das wir mit ein paar verdorrten Ästen über offenem Feuer kochten. Der nahe Fluss erlaubte sogar ein Mindestmaß an körperlicher Hygiene.
Mit dem Sonnenaufgang begann der 2. Tag der Wanderung, die uns in acht Stunden über die nächsten 20 km führen sollte. Bald fanden wir unser Tempo, mussten mehrfach den Fluss überqueren und nach dem geeigneten Weg suchen, obwohl die Richtung ja klar vorgegeben war. Der Fish-River schlängelt sich in Mäandern nach Süden wobei ca. alle drei bis sechs Kilometer eine 180 Grad Wendung zu vollziehen ist. Faszinierend fanden wir die totale Stille hier unten, nur das Knirschen unserer Schuhe im Sand oder Geröll begleitete uns, dazwischen hin und wieder der Laut eines Vogels oder das Pfeifen des Windes. Außer einer kurzen Rast zu Mittag hielten wir unser Tempo recht gut und gegen Abend schlugen wir wieder unser Lager auf – dieselbe Prozedur wie am Vortag. In der Nähe unseres Zeltplatzes schlenderte eine Pavianherde vorbei und suchte sich ihren Schlafplatz im Schutz und der Steilheit der Canyonwand. Da fiel uns wieder die Warnung vor Leoparden ein, die wir aber in den vier Tagen nicht zu Gesicht bekamen.
Einem großen Pavianmännchen schien unser Anblick von oben nicht genug und so saß er plötzlich ca. 20 Meter von unserem Zelt entfernt auf einem Felsen und beobachtete uns interessiert. Sobald man ihm in die Augen sah, begann er demonstrativ zu gähnen, was seine sehr imposanten Eckzähne beunruhigend zur Schau stellte. Wir beschlossen ihn zu ignorieren, alles Essbare verschwinden zu lassen und hofften, dass seine Truppe nicht auch noch neugierig wird. Irgendwann war er dann verschwunden und blieb es auch für den Rest der Nacht.
Am 3. Tag stand uns eine sehr anstrengende 35 km Etappe bevor, die man allerdings durch zwei Abkürzungen lt. Plan um ca. 10 km kürzen konnte, so man denn an den Abzweigungen nicht vorbei lief. Diese waren von anderen Wanderern gut mit „cairns“, aufgeschichteten Steinen, markiert worden und so fanden wir die zwei Stellen sehr schnell. Am Abend erreichten wir komplett kaputt unseren anvisierten Übernachtungsplatz. Nachdem wir uns um Zelt und Essen gekümmert hatten, setzten wir uns alle drei nackt in den seichten Fluss und genossen die Abendstille. Ziemlich überrascht waren wir, als wir leises Gewieher von Pferden zu hören glaubten und wir dann plötzlich tatsächlich drei sehr abgemagerte Pferde fernab jeglicher Zivilisation sahen. Außer den skelettierten Überresten eines Zebras hatten wir hier nichts pferde-ähnliches vermutet bzw. gesehen. Aus unserer Literatur wussten wir aber, dass es sich hier nur um die verwilderten Nachkommen der deutschen Armeepferde handeln konnte, die von Kaiser Wilhelms Soldaten einfach ihrem Schicksal überlassen wurden, als sie das Land den von Süden einrückenden Briten überlassen mussten. Wie die Pferde in dieser wüstenhaften Landschaft überleben konnten blieb uns ein Rätsel.
Der nächste und letzte Tag begann bald nach dem Start mit dem Besuch des Grabes von Leutnant Thilo von Trotha, einem jungen deutschen Offizier der hier 1905 im Krieg gegen den einheimischen Stamm der Nama fiel. Das surreal wirkende Grab mitten im Nichts ist aber ein wichtiger Markierungspunkt, da die Schlucht sich hier öffnet und man über eine kilometerlange Sandebene muss, von wo man wieder in den letzten Teil der Schlucht kommt, der der einzige Ausgang ist. Das Grab ist aber auch Sinnbild für den überheblichen Kolonialstil, den die Deutschen hier genauso arrogant pflegten wie andere Kolonialmächte anderswo.
Gegen Mittag dann der letzte Teil unserer Wanderung. Es war sehr heiß, staubig und sandig und unser Bedürfnis an Abenteuer in der Zwischenzeit gesättigt. Nach einer weiteren Stunde stießen wir auf erste primitive Behausungen und künstliche Bewässerung. Nun war es nicht mehr weit nach Ai-Ais, dem Ende der Tour. Ai-Ais liegt an einer Bruchstelle der Erdkruste und war in der Apartheid ein bekanntes Heilbad bei den Südafrikanern. Nach deren Abzug wurde zwar nichts mehr modernisiert, aber die Infrastruktur war vorhanden und eine Unterkunft für Touristen war auch in Betrieb.
Der nächste und letzte Tag begann bald nach dem Start mit dem Besuch des Grabes von Leutnant Thilo von Trotha, einem jungen deutschen Offizier der hier 1905 im Krieg gegen den einheimischen Stamm der Nama fiel. Das surreal wirkende Grab mitten im Nichts ist aber ein wichtiger Markierungspunkt, da die Schlucht sich hier öffnet und man über eine kilometerlange Sandebene muss, von wo man wieder in den letzten Teil der Schlucht kommt, der der einzige Ausgang ist. Das Grab ist aber auch Sinnbild für den überheblichen Kolonialstil, den die Deutschen hier genauso arrogant pflegten wie andere Kolonialmächte anderswo.
Gegen Mittag dann der letzte Teil unserer Wanderung. Es war sehr heiß, staubig und sandig und unser Bedürfnis an Abenteuer in der Zwischenzeit gesättigt. Nach einer weiteren Stunde stießen wir auf erste primitive Behausungen und künstliche Bewässerung. Nun war es nicht mehr weit nach Ai-Ais, dem Ende der Tour. Ai-Ais liegt an einer Bruchstelle der Erdkruste und war in der Apartheid ein bekanntes Heilbad bei den Südafrikanern. Nach deren Abzug wurde zwar nichts mehr modernisiert, aber die Infrastruktur war vorhanden und eine Unterkunft für Touristen war auch in Betrieb.
Ziemlich erschöpft und vollkommen verstaubt und verdreckt teilten wir uns auf und jeder übernahm eine Aufgabe: 1. Bier organisieren, 2. Unterkunft besorgen, 3. Rücktransport nach Hobat für den nächsten Tag abklären.
Mich traf die Unterkunft und so wurde ich an der Rezeption vorstellig, wo ich zwar ein Zimmer bekam, aber der Rücktransport nach Hobat wäre erst morgen. Na ja, heute wollten wir ohnehin nicht mehr weg. Als der junge Rezeptionist meinen Reisepass inspizierte und mich fragte ob ich aus Austria sei, klärte er mich darüber auf, dass das ja das Land sei, in dem Adolf Hitler geboren wurde. Als ich merkte, dass dazu noch mehr verlautbart werden sollte, erklärte ich ihm freundlich aber sehr bestimmt, dass ich diese Diskussion jetzt nicht führen wollte und für uns nur kaltes Bier und eine Unterkunft von Interesse wären. Beides erhielten wir und auch noch den Hinweis, dass das „Spa“ offen sei, wo wir als Gäste des Hauses jederzeit willkommen wären. Das Spa entpuppte sich als etwas in die Jahre gekommenes Hallenbad mit einer Wassertemperatur von 37 Grad. Genau das richtige für unserer geschundenen Körper für die nächsten Stunden.
Am nächsten Tag brachte uns ein Kleinbus nach Hobat zurück und der Rest der Reise durch Namibia konnte beginnen. Ein unvergessliches, wenn auch sehr anstrengendes Erlebnis, dass wir nicht missen möchten.