Tierische Begegnungen und geologische Schönheiten im stürmischen Atlantik.
Neufundland, die mit 108.000 km² äußerste östlichste Provinz Kanadas, 1497 vom Italiener Giovanni Caboto entdeckt, stand schon lange auf der Liste unserer Wunschziele. Zwei Erinnerungen kamen immer wieder, wenn der Name Neufundland fiel.
Gut, dass wir bei der Planung dieser Reise noch nichts über den Hurricane Dorian und das Grounding der B-737-Max wussten, die Umwege der Reiseroute, ein paar Zwischensprints an Flughäfen und einige nicht druckreife Flüche produzierten.
Endlich in St. John‘s, der Hauptstadt Neufundlands und der Provinz Newfoundland-Labrador angekommen. Wie auch später auch Goose Bay/Labrador, erinnert die Größe des Flughafens und seine dominanten militärischen Einrichtungen noch an die Zeit des kalten Krieges. Nach dem Ende der militärischen Drohungen zwischen Ost und West, brach zur selben Zeit die zweite Haupteinnahmequelle, der Kabeljau-Fang (Cod) wegen jahrzehntelanger totaler Überfischung zusammen. Aus dem Wohlstandsmotto „in cod we trust“ folgte nach permanenten Rückgängen der Fangquoten und einem „Krieg“ zwischen der kanadischen Kriegsmarine und spanischen Fischtrawlern dann 2002 das totale Fangverbot der Bundesregierung in Ottawa. Damit bracht die Fischereiindustrie komplett zusammen.
Langsam begann die Provinz sich auf den Tourismus zu konzentrieren, fing an die vielen natürlichen Schönheiten des Landes zu bewerben, die zusammen mit den monatelang von Grönland vorbeidriftenden Eisbergen (einer dieser kalten Riesen wurde hier 1911 der Titanic zum Verhängnis), dem Whale-watching und Birding oder den ersten europäischen Siedlungen der Wikinger in L’Anse aux Meadows doch einiges zu bieten hat.
Endlich in St. John‘s, der Hauptstadt Neufundlands und der Provinz Newfoundland-Labrador angekommen. Wie auch später auch Goose Bay/Labrador, erinnert die Größe des Flughafens und seine dominanten militärischen Einrichtungen noch an die Zeit des kalten Krieges. Nach dem Ende der militärischen Drohungen zwischen Ost und West, brach zur selben Zeit die zweite Haupteinnahmequelle, der Kabeljau-Fang (Cod) wegen jahrzehntelanger totaler Überfischung zusammen. Aus dem Wohlstandsmotto „in cod we trust“ folgte nach permanenten Rückgängen der Fangquoten und einem „Krieg“ zwischen der kanadischen Kriegsmarine und spanischen Fischtrawlern dann 2002 das totale Fangverbot der Bundesregierung in Ottawa. Damit bracht die Fischereiindustrie komplett zusammen.
Langsam begann die Provinz sich auf den Tourismus zu konzentrieren, fing an die vielen natürlichen Schönheiten des Landes zu bewerben, die zusammen mit den monatelang von Grönland vorbeidriftenden Eisbergen (einer dieser kalten Riesen wurde hier 1911 der Titanic zum Verhängnis), dem Whale-watching und Birding oder den ersten europäischen Siedlungen der Wikinger in L’Anse aux Meadows doch einiges zu bieten hat.
Nach der Übernahme des Mietwagens und dem Bezug des Motels, welches ebenfalls den Charme des kalten Krieges versprühte, noch schnell ein paar Einkäufe im nahen Supermarkt, damit die Reise am folgenden Morgen losgehen konnte.
Der nächste Tag beginnt stürmisch, regnerisch und der Nordatlantik peitscht die Wellen kräftig an Land. Bei uns schwappt, nach einem deftigen kanadischen Frühstück, eher das Cholesterin über, als wir die 700 km lange Fahrt quer durch die Insel beginnen. Sofort fallen die überall sichtbaren Warnplakate vor aggressiven Elchen auf – eine schmerzhafte Erfahrung, die wir später dann noch genießen durften.
Über die Halbinsel Avalon mit ihren vielen blauen Seen, den blank liegenden Granitfelsen und der Tundra-artigen Vegetation, geht es über die Landenge bei der Trinity Bay auf den Zentralteil der Insel. Die Einsamkeit der Gegend ist überwältigend. Hier wächst mehr Wald, allerdings werden die Bäume nicht sonderlich hoch. Vorwiegend Nadelbäume beherrschen die Szenerie. Da es aber auch noch zu früh ist, für den berühmten Indian Summer, fallen die Espen und Birken auch kaum auf.
Vorbei an Gander, einem der bedeutendsten Flughäfen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als die Flugzeuge nach oder vor der Atlantiküberquerung nochmals auftanken mussten, erreichen wir nach einigen Stunden endlich die Westküste mit Rocky Harbour, den Hauptort des Gros Morne Nationalparks. Ein verschlafenes Nest, das vom Tourismus lebt. Daneben sorgen einige Hummerkörbe und bunte, kleine Fischerboote, die im Hafen dümpeln, für maritimen Flair.
Nach einem informativen Besuch im Hauptquartier des Nationalparks und der Entrichtung unserer Eintrittsgebühren, studieren wir unsere morgige Tour auf den höchsten Berg, den gleichnamigen „Gros Morne“. Die Tour ist 16 km lang und man hat doch über 800 Höhenmeter zu bewältigen. Schon recht früh sind wir am Wanderparkplatz und beginnen unsere Tour durch dichten Espen-Wald. Durch den Regen am Vortag sind die ersten Kilometer mehr eine schlammige Rutschpartie, die erst über dem Wald auf eine gut erkennbaren Weg führt. Ungezähmte Bäche, der Blick auf den St. Lorenz Golf und der Berg vor uns bilden eine wunderschöne Szenerie, die man einfach nur in sich einsaugt und wirken lässt. Nach einiger Zeit gabelte sich der Weg und führte wieder durch dichtes Buschwerk stetig bergauf.
Vorbei an Gander, einem der bedeutendsten Flughäfen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als die Flugzeuge nach oder vor der Atlantiküberquerung nochmals auftanken mussten, erreichen wir nach einigen Stunden endlich die Westküste mit Rocky Harbour, den Hauptort des Gros Morne Nationalparks. Ein verschlafenes Nest, das vom Tourismus lebt. Daneben sorgen einige Hummerkörbe und bunte, kleine Fischerboote, die im Hafen dümpeln, für maritimen Flair.
Nach einem informativen Besuch im Hauptquartier des Nationalparks und der Entrichtung unserer Eintrittsgebühren, studieren wir unsere morgige Tour auf den höchsten Berg, den gleichnamigen „Gros Morne“. Die Tour ist 16 km lang und man hat doch über 800 Höhenmeter zu bewältigen. Schon recht früh sind wir am Wanderparkplatz und beginnen unsere Tour durch dichten Espen-Wald. Durch den Regen am Vortag sind die ersten Kilometer mehr eine schlammige Rutschpartie, die erst über dem Wald auf eine gut erkennbaren Weg führt. Ungezähmte Bäche, der Blick auf den St. Lorenz Golf und der Berg vor uns bilden eine wunderschöne Szenerie, die man einfach nur in sich einsaugt und wirken lässt. Nach einiger Zeit gabelte sich der Weg und führte wieder durch dichtes Buschwerk stetig bergauf.
Plötzlich standen sie da – zwei Elche – eine Mutter mit ihrem letztjährigen Kalb, das schon fast so groß war wie die Elchkuh. In Ruhe, uns kaum eines Blickes würdigend, blockierten sie den Weg und ästen friedlich weiter. Ganz klar, hier gab es kein Vorbeikommen, der Weg war gesperrt! Alleine die Schulterhöhe dieser größten Hirschart ist beeindruckend genug um dem Versuch zu widerstehen.
Nach einigen Fotos begannen wir uns wieder den Weg talwärts zu bewegen auf eine Lichtung zu, an der wir aneinander vorbeikommen sollten. Die Elche folgten uns ganz langsam nach. Auf der Lichtung angekommen, platzierten wir uns ganz am Rand, so dass die Tiere vorbei konnten. Das Kalb spielte brav mit, die Mutter zunächst auch. Dann blieb sie stehen, drehte sich zu uns um und ohne Vorwarnung ging sie plötzlich schnaubend auf uns los. Während ich einen Hechtsprung in die hinter mir liegenden Büsche machte, hört ich nur wie Ruth in die andere Richtung rannte, stolperte und mit lauten Fluch in herumliegende Felsbrocken fiel.
Ein kurzes Stoßgebet, der Elch möge uns nicht verletzen und dann….Nichts……..Vorsichtig drehte ich mich um. Beide lagen wir da wie zwei weggeworfene Müllsäcke – ich tief in den Büschen, konnte mich kaum bewegen, während Ruth doch etwas malträtierter und leicht blutend auf der anderen Seite der Lichtung mir versicherte, dass sie glaubte OK zu sein. Dazwischen die Elchkuh, die mich demonstrativ von oben herab ansah, sich drehte, mir ihren Allerwertesten präsentierte und die Stelle, an der ich vor ein paar Sekunden noch stand, mit einem massiven Urinstrahl in „Niagarastärke“ markierte, bevor sie ihrem Kalb folgte und verschwand. Irgendwie „kletterte“ ich aus den Büschen und dann versorgten wir Ruths doch ordentliche Abschürfungen und Prellungen. Nach dem ersten Schock begannen wir zu lachen und mussten uns das Bild vorstellen, wie wir beide hilflos in der Pampa lagen, während eine Elchdame uns die Leviten las.
Ein kurzes Stoßgebet, der Elch möge uns nicht verletzen und dann….Nichts……..Vorsichtig drehte ich mich um. Beide lagen wir da wie zwei weggeworfene Müllsäcke – ich tief in den Büschen, konnte mich kaum bewegen, während Ruth doch etwas malträtierter und leicht blutend auf der anderen Seite der Lichtung mir versicherte, dass sie glaubte OK zu sein. Dazwischen die Elchkuh, die mich demonstrativ von oben herab ansah, sich drehte, mir ihren Allerwertesten präsentierte und die Stelle, an der ich vor ein paar Sekunden noch stand, mit einem massiven Urinstrahl in „Niagarastärke“ markierte, bevor sie ihrem Kalb folgte und verschwand. Irgendwie „kletterte“ ich aus den Büschen und dann versorgten wir Ruths doch ordentliche Abschürfungen und Prellungen. Nach dem ersten Schock begannen wir zu lachen und mussten uns das Bild vorstellen, wie wir beide hilflos in der Pampa lagen, während eine Elchdame uns die Leviten las.
Eine kleine Gruppe US-amerikanischer Wanderer, die das Geschehen wohl von weiter oben verfolgt hatten, erschien auf der Lichtung, bot uns Hilfe an und mussten die story später unten am Parkplatz weiter erzählt haben. Auf alle Fälle sprachen uns im Laufe der nächsten Stunden einige Wanderer darauf an, ob wir die „two running away Austrians chased by a moose“ wären (Anmerkung: in Nordamerika nennt man einen Elch - moose und einen Wapitihirsch – elk).
Neufundland ist die mit Elchen dichtest besiedelte Provinz in ganz Nordamerika, obwohl Elche dort ursprünglich gar nicht vorkamen. Erst am Anfang des letzten Jahrhunderts wurden einige Exemplare von der Provinz Neu-Braunschweig auf die Insel gebracht um die dort tätigen Minenarbeiter mit jagdbarem Fleisch zu versorgen. Mangels Fressfeinden wie Wölfen oder Pumas vermehrten sich die Tiere auf eine heute stabile, aber viel zu hohe Zahl von ca. 120.000 Exemplaren. So nebenbei erfahren wir später, dass wir bei der Begegnung zwar den Abstand richtig gehalten hätten und den Elchen freien Raum gelassen hätten, aber unbedingt in die Hocke gehen hätten sollen um viel kleiner zu wirken. Dann hätten die Hirsche uns nicht als Bedrohung gesehen. Ohnehin seien aber fast 100 % der Attacken nur Scheinangriffe. Bei uns hat es jedenfalls gewirkt.
Nach dieser morgendlichen Einlage setzten wir unsere Wanderung auf den Gipfel fort, den wir gegen Mittag erreichten. Der Ausblich auf den weit unter uns liegenden dunkelblauen Fjord „ten mile pond“ war einfach unbeschreiblich. Von überall ergossen sich Wasserfälle vom umliegenden Hochland in den Fjord. Welche Energie musste wohl notwendig gewesen sein, um in Jahrtausenden nur mit Eis solche Fjorde zu graben, von denen es einige parallel liegende gibt. Nachdem das Eis abgeschmolzen war, begann sich langsam das in die Tiefe gedrückte Gestein an der Küste wieder zu heben und trennte so die Fjorde vom offenen Meer ab. Im Laufe der Zeit verdrängte das nachfließende Regenwasser das Salzwasser und so wurden aus den ursprünglichen Fjorden Süßwasser Seen.
Beim Abstieg begegnete uns noch ein letzter Wanderer, der uns fragte, ob wir die vom Elch Attackierten wären, von denen er gehört hatte. Dann meinte er lachend, es müsse ja heute absolut unser Glückstag sein, denn in unserer Richtung passiere gerade ein großer Schwarzbär die Abstiegskrinne und wir sollten etwas die Augen offen halten. Dem Schwarzbär begegneten wir nicht, da wir von nun an doch laut redeten um auf uns aufmerksam zu machen. Erst unten im Tal, sahen wir ihn in den Blaubeerfeldern am Fressen und konnten ihn durch das Fernglas gut beobachten. Nach einer näheren Bekanntschaft war uns am heutigen Tag nicht mehr zumute.
Nach dieser morgendlichen Einlage setzten wir unsere Wanderung auf den Gipfel fort, den wir gegen Mittag erreichten. Der Ausblich auf den weit unter uns liegenden dunkelblauen Fjord „ten mile pond“ war einfach unbeschreiblich. Von überall ergossen sich Wasserfälle vom umliegenden Hochland in den Fjord. Welche Energie musste wohl notwendig gewesen sein, um in Jahrtausenden nur mit Eis solche Fjorde zu graben, von denen es einige parallel liegende gibt. Nachdem das Eis abgeschmolzen war, begann sich langsam das in die Tiefe gedrückte Gestein an der Küste wieder zu heben und trennte so die Fjorde vom offenen Meer ab. Im Laufe der Zeit verdrängte das nachfließende Regenwasser das Salzwasser und so wurden aus den ursprünglichen Fjorden Süßwasser Seen.
Beim Abstieg begegnete uns noch ein letzter Wanderer, der uns fragte, ob wir die vom Elch Attackierten wären, von denen er gehört hatte. Dann meinte er lachend, es müsse ja heute absolut unser Glückstag sein, denn in unserer Richtung passiere gerade ein großer Schwarzbär die Abstiegskrinne und wir sollten etwas die Augen offen halten. Dem Schwarzbär begegneten wir nicht, da wir von nun an doch laut redeten um auf uns aufmerksam zu machen. Erst unten im Tal, sahen wir ihn in den Blaubeerfeldern am Fressen und konnten ihn durch das Fernglas gut beobachten. Nach einer näheren Bekanntschaft war uns am heutigen Tag nicht mehr zumute.
Die nächsten zwei Tage erkundeten wir den Park noch bei einigen kleineren Wanderungen im Hinterland mit seinen grandiosen Wasserfällen, aber auch an der atemberaubend schönen Küste. Das wechselhafte Herbstwetter gab der ganzen Landschaft in den nächsten zwei Tagen noch das gewisse Etwas.
Als wir die Weiterreise antraten hatten wir wirklich das Gefühl, dass sich der Besuch in diesem entlegenen Teil Kanadas gelohnt hat. Wieder in der pittorsken Hauptstadt St. John’s angekommen, ging unsere Reise weiter. Aber statt einer geplanten Woche Labrador wurde es wettterbedingt Nova Scotia, die Bay of Fundy, die Bucht mit dem größten Gezeitenunterschied auf dem Planeten.
Auch viele Wochen nach der Reise wurden wir immer wieder an die Begegnung mit der Elchmutter erinnert. Beim Schifahren, wenn Ruth zu hart auf den Sessellift plumpste, kam sofort das „au weh – i spür immer no da Elch“…….