Strandurlaub in der Stadt
28. Juni 2020NEUKALEDONIEN
24. Juli 2020
CHEPE ... mit dem Zug durch die Sierra Madre Occidental in Mexiko!
Von fürsorglichen mexikanischen Ziegen und alten Eisenbahnwaggons!
Von der Baja California mit dem Zug über knapp 700 km nach Chihuahua. Während der Ausgangsbahnhof eine komplett verschlafene Fischersiedlung am Golf von Kalifornien ist, ist der Endbahnhof berühmt für seine nach der Stadt benannte Hunderasse. Uns interessierte jedoch mehr die Strecke dazwischen, mit der grandiosen Gebirgslandschaft.
Eine Eisenbahnstrecke, die sich von Meereshöhe auf über 2.245 m hinaufschraubt. An deren Scheitelpunkt befindet sich der „Barranca del copre“ – der Kupfercanyon - eine der größten und schönsten Schluchten der Welt, inmitten der Sierra Madre Occidental. Genau wegen dem Kupfer wurde im 19 Jhdt. mit dem Bau der Eisenbahnstrecke begonnen, scheiterte aber des Öfteren an der scheinbar unüberwindbaren Gebirgsbarriere.
Erst in den 60er Jahren des 20 Jhdt. gelang es, mit in den Berg gebauten Kehren und Spiralschleifen das Gebirge zu bezwingen. Endstanden ist dabei eine der spektakulärsten Bahnstrecken der Welt, welche heute fast nur noch touristisch genutzt wird.
Nach ein paar Highlights in der Hauptstadt wie dem Mexikanischen Museum für Anthropologie, flogen wir am Abend von Mexiko D.F. (Distrito Federal) nach Los Mochis, einer kleinen Stadt am Golf von Californien. Bereits vor sechs Uhr in der Früh waren wir am Bahnhof, wo der Zug schon auf uns wartete, allerdings auch die mexikanische Bürokratie. Der Bahnhof, die Gleisanlagen mit den Bahnsteigen und auch der Zug versprühten schon beim ersten Anblick einen pittoresken Charme.
Erst in den 60er Jahren des 20 Jhdt. gelang es, mit in den Berg gebauten Kehren und Spiralschleifen das Gebirge zu bezwingen. Endstanden ist dabei eine der spektakulärsten Bahnstrecken der Welt, welche heute fast nur noch touristisch genutzt wird.
Nach ein paar Highlights in der Hauptstadt wie dem Mexikanischen Museum für Anthropologie, flogen wir am Abend von Mexiko D.F. (Distrito Federal) nach Los Mochis, einer kleinen Stadt am Golf von Californien. Bereits vor sechs Uhr in der Früh waren wir am Bahnhof, wo der Zug schon auf uns wartete, allerdings auch die mexikanische Bürokratie. Der Bahnhof, die Gleisanlagen mit den Bahnsteigen und auch der Zug versprühten schon beim ersten Anblick einen pittoresken Charme.
Außer uns warteten noch einige Touristen und Einheimische darauf, dass es endlich losging. Unsere Sitzplätze waren ordentlich, plüschig und weich – immerhin ging die Fahrt zwei Tage und total 14 Stunden. Ein freundlicher Steward machte uns darauf aufmerksam, dass im Speisewagen Frühstück serviert würde und dass während erste Stunde der Fahrt ohnehin nichts Interessantes zu sehen sei.
Das ausgezeichnete Frühstück – los huevos rangeros - entpuppte sich dann eher als eine Verpflegung für hart arbeitende Cowboys oder Holzfäller, denn für Touristen. Cholesteringeschwängert richteten wir unsere Kameras und suchten uns einen guten Ort am Waggonende, wo man die Fenster weit öffnen konnte und einen super Ausblick auf die erste von unzähligen Brücken hatte, die hier im Vorgebirge breite Flussbette überspannen.
Nun ging es Schlag auf Schlag – ein Highlight an landschaftlicher Schönheit und ingenieurstechnischer Kunst folgte auf das Nächste. An die doch ziemlich extreme Rüttelei gewöhnte man sich und ein Blick durch die Waggons machte einem schnell die Unebenheiten der Schienen klar. Die Gerippe abgestürzter Waggons unten am Fluss verrieten, dass früher offensichtlich nicht jede Fahrt problemlos von sich ging.
Langsam wurden die Berge höher und wir bewegten uns von unserem superben Fensterplatz gleich gar nicht mehr fort um ja nichts von der grandiosen Landschaft zu versäumen. Für Getränkenachschub sorgte ein ständig wiederkehrender Kellner aus dem Speisewagen, der mit all den Flaschen und Snacks gewandt durch den dahinrüttelnden Zug tänzelte. An kleineren Stationen hielt der Zug ab und zu an und lud und entlud einige Indio-Familien, für die dieser Zug die einzige Verbindung in die nächsten Siedlungen bedeutet.
Entlang steiler Felswände und über tief unter uns rauschenden Flüssen schlängelte sich der Zug immer höher, bis wir schließlich am Gebirge „anstanden“. Wir versuchten die Fortführung der Strecke zu finden, uns wurde aber bald klar, dass das nun hauptsächlich „im Berg“ verlaufen würde.
Vorne und hinten gab es jetzt noch zusätzlich Lok-Verstärkung und dann begann eine faszinierende Fahrt mit 360 Grad-Schleifen im Berg. Dort wo zu wenig Radius für eine Kehre ist, nimmt der Zug die Steigung im Zick-Zack, ein Stück vorwärts und das nächste rückwärts und schaukelt sich so in die Höhe. So überwindet der „Chepe“ den größten Höhenunterschied bis man schließlich auf einem Hochplateau ankommt. Durch eine atemberaubende Gebirgslandschaft und lichte Kiefernwälder geht die Fahrt bis an den Scheitelpunkt der Strecke, nach Diversidado.
Diversidado liegt direkt am Rand des „Kupfercanyon“ auf 2.245 m Seehöhe und ist voll und ganz auf Touristen eingestellt. Wir verließen den Zug und wurden vom vorgebuchten Hotel am Zug abgeholt und zu der ein paar Meter entfernten Herberge begleitet. An der Rezeption wurden wir auf einen geführten Rundgang vor dem Abendessen hingewiesen, an dem wir natürlich teilnehmen wollten.
Im Zimmer angekommen bot sich ein überwältigender Anblick über den Canyon, da unser Zimmer direkt am Canyonrand lag und unsere Gartenterrasse nur durch einen niedrigen Holzzaun von der Tiefe getrennt war. Wir genossen diesen sensationellen Ausblick und sahen, dass wir noch zwei Mitbewohner in unserem Garten hatten. Zwei kleine Ziegen lagen im Eck und schauten uns neugierig an. Natürlich war der Rasen grün, aber grün war es auch außerhalb des Hotels in dieser Höhe.
Da wir zum angekündigten Rundgang durch den Ort wollten, ließen wir die Ziegen Ziegen sein und begaben uns ins Dorf. Dort erwartete uns ein Sinnesrausch an Farben, Gerüchen und Geräuschen. Hunderte Indigene hatten alle möglichen Handwerkstände, Garküchen und Souvenirstände auf der Strecke zwischen Bahnhof und den Touristenhotels, sowie am Weg entlang des Canyonrand stehen.
Der Guide erklärte uns die geologische Entstehung des Canyon, seine Bedeutung in der heutigen Zeit und das Leben der Einheimischen, sowie Flora und Fauna – ach ja, Fauna – wie kommen die zwei Ziegen auf unsere Terrasse? Das sei schon OK so, ihre Mütter würden sich gut um sie kümmern und die Zicklein dort „parken“, da sie noch sehr klein wären und dort sicher vor den vielen streunenden Hunden wären, die sich schon ab und zu mal eines schnappten. Durch den Rummel in Diversidado wäre das Leben der Ziegen aber nun sicherer, da es in Ortsnähe fast keine Pumas mehr gäbe….wirklich sehr beruhigend.
Der Kupfercanyon sei sehr abgeschieden und am Grund des Canyon leben auch heute noch indigene Stämme, allerdings ist die extrem unübersichtliche und große Schlucht auch Rückzugsgebiet der mexikanischen Drogenmafia, die in der ganzen Sierra präsent sei. Nähere Auskünfte dazu waren allerdings nicht zu bekommen und Fragen danach diplomatisch ignoriert. Lediglich die schwer bewaffnete Polizei am Bahnhof sprach für sich. Ein fantastischer Sonnenuntergang beendete unseren Tag. Nach einem sundowner auf der Hotelterrasse und dem Abendessen, konnten wir beobachten, wie zwei Ziegen in halsbrecherischer Weise am Canyonrand auf unsere Hotelterrasse kletterten und dort ihre Jungen säugten. Wo die vier die Nacht verbrachten verhüllte dann leider die einbrechende Dunkelheit. In der Früh waren die zwei Zicklein wieder alleine, satt und zufrieden.
Gegen Mittag sollte unsere Zugfahrt mit dem Chepe von Diversidado nach Chihuahua weitergehen. Genug Zeit also um nochmals in Ruhe durch den Markt zu schlendern. Bei einer älteren Indiofrau wechselten dann noch ein Paar Ohrringe die Besitzerin, noch ein paar Fotos und dann war es Zeit zum Bahnhof zu gehen. Unser Gepäck war schon dort und unter Aufsicht eines jungen Burschen, der sich so den einen oder anderen Peso verdiente. Wieder im Zug suchten wir gleich wieder einen Platz mit großem Fenster zwischen den Waggonen, von denen wir die beste Aussicht hatten und genossen die Fahrt durch das Hochland der Sierra Madre. Gegen Abend fuhr der Zug dann langsam aus dem Gebirge, das hier allerdings sanfter in das landwirtschaftlich genutzte Hochland überging. Die Kiefernwälder weichten und bald waren nur mehr Viehweiden und Felder zu sehen. Gegen 22:00 h, es war schon längst dunkel, erreichten wir dann den Endbahnhof in Chihuahua, der Landwirtschaftsmetropole des nördlichen Mexiko. So ging eine unvergessliche Reise auf einer der schönsten Zugstrecken der Welt gemütlich zu Ende, die man nur weiterempfehlen kann. Wir freuten uns jetzt aber erst einmal auf ein paar schöne Tauchgänge in Yucatan und Belize.
Euer Gerhard Rieder